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Besuchte Orte:
- Prinzenkopfturm bei Alf
- Moselschleife bei Bremm und Calmont
- Bad Bertlich
- Reichsburg Cochem
- Burg Eltz
- Mertloch
TLDR/Management summary/ADHS-Instagram-Version:
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Vorgeschichte
Ich hatte schon länger mit Begeisterung Bilder von Fotografen gesehen, die sie an tollen Orten wie der Moselschleife bei Bremm oder romantischen Stadt Cochem gemacht haben. Als dann für mein Real Life Agentenspiel Ingress eine Feldaktion anstand, bei der das Feld in dieser Region ankern sollte, habe ich mich sehr gerne dafür gemeldet, um dort in der Ecke das sogenannte "Cleanen" zu übernehmen. Beim Cleanen laufe oder fahre ich in meinem jeweiligen Einsatzgebeit und beseitige Links, die die Errichtung unseres hunderte Quadratkilometer überspannende Feld stören könnten. Mehr zum Spiel findet man hier: https://www.ingress-enlightened-nuernberg.de/ingress/ .
Ich posiere mit der Ingress App und meiner Panasonic Lumix GX80 |
Habe ich mich wirklich sehr gerne gemeldet? Naja, etwas Überwindung und Organisiation hatte es mich schon gekostet. Denn das Feld sollte kurz nach Mitternacht gebaut werden. Da sind jedoch keine guten Fotos zu machen. Die entstehen bei Sonnenaufgang oder -untergang. So entschied ich mich dann, das ganze mit einer Übernachtung vor Ort zu koppeln.
Idealerweise sollte der Standort bei der Moselschleife in Bremm sein, damit ich früh zum Fotografieren auf den gegenüberliegenden Berg Calmont klettern und dann zum Frühstück wieder heruntersteigen konnte. Mit Preisen zwischen 20 und 30€ pro Nacht schienen die Pensionen vor Ort sogar recht bezahlbar zu sein. Was die schöne Übersichtsseite jedoch nicht verriet, war dass die ganzen Pensionen im November schon längst im Winterschlaf waren. In der Zeit lohnt sich die Bewirtschaftung einfach nicht mehr, wenn man sie mit dem Trubel zur Hauptreisezeit an der Mosel vergleicht.
Also musste ich meinen Suchradius erweitern und stieß auf ein Angebot in Bad Bertrich, einem kleinen Kurort etwas abseits der Mosel. Nie davon gehört. Aber im Vintagehotel Twenty8 für genau 28€ zu übernachten war ein tolles Angebot und wegen des Zahlenspiels zum Hotelnamen auch ein recht witziges.
Also stand die Reiseplanung. Diese teilte ich in unserem Top-Secret Agentenforum mit und auf meine Nachfrage nach Mitstreitern meldete sich Paul Bemert. Er ist nicht nur ein ebenso begeisterter Ingress-Spieler wie ich, sondern macht mit seinen Sony Kameras (Alpha 6000 und Alpha 7ii mit diversen G-Master Obektiven) unglaublich schöne Landschaftsaufnahmen.
Paul beim Komponieren seiner Bilder |
Allerdings hat er einen anderen fotografischen Ansatz. Während ich meiner Neugier folgend unterwegs alle möglichen Brennweiten oder gar unterschiedliche Kameras (Panasonic Lumix GX80 und Drohne DJI Mavic 2 Pro) ausprobiere, verfolgt er mehr den Zen-Weg der Fotografie: 2-3 gute Aufnahmen einer Fototour reichen, aber denen widmet er dann seine ganze Aufmerksamkeit und Sorgfalt in Locationsuche, Komposition und Nachbearbeitung. Das sieht man seinen Bildern dann auch an. Er folgt da dem Ansatz des berühmten Naturfotografen Ansel Adams, der mal sagte:
“12 gute Bilder pro Jahr sind eine gute Ausbeute.”
Unheimliche Begegnung mit Alf
Das Feld kam dann aus diversen Gründen nicht wie geplant zustande, aber wenn zwei Fotografen erstmal im Feld sind, bleiben sie auch da.
So war unser erstes Ziel der Aussichtspunkt Prinzenkopfturm beim schönen Ort Alf. Der heißt wirklich so wie die ehemalige Kinderserie rund um die Außerirdische LebensForm . Er bietet einen schönen Rundumblick auf die Mosel bei Zell . Paul und ich sind kurz vor Sonnenuntergang angekommen und haben so noch die goldene und blaue Stunde nutzen können. Der Turm ist zwar stabil gebaut, aber ein wenig musste wir doch aufpassen, dass es trotz der stabilisierten Sensoren unserer Kameras bei Langzeitbelichtungen nicht zuviel Bewegungen gab.
Moselschleife bei Zell/Alf |
Das ging gut, da nach Sonnenuntergang an dieser Stelle meiste Zeit so gut wie keiner unterwegs ist. Dachten wir. Irgendwann kamen auf einmal aus der Dunkelheit zwei Wanderer mit Stirnlampen die Treppen hochgelaufen. Während wir etwas hektisch die Auswirkungen der Schwingungen ihrer Schritte auf unsere Langzeitbelichtungen prüften, sagte auf einmal einer der beiden Wanderer "Bist Du nicht Attila aus Köln?".
Da das tatsächlich so war, wusste ich erstmal nicht, ob ich nun ein so bekannter Blogger, Fotograf oder prominent wie der Protagonist im Ackermann-Witz war. Wegen der Stirnlampe, die mir direkt in die Augen leuchtete, erkannte ich den Fragesteller erstmal nicht. So langsam dämmerte es mir aber und während sich der Name formte, stellte sich der Wanderer schon als Ecki alias Private Paula vor. Das wird Euch jetzt nichts sagen, aber mir umso mehr. Er war mit seinem Nick aus dem Film Full Metal Jacket nämlich einer meiner Team-Kameraden in einem Onlinegaming-Team für das Playstation 2 Spiel Socom. Das war im Jahre 2004. Wir hatten uns damals 1-2 mal auch real getroffen, aber das meiste lief online ab.
Da standen wir nun also 15 Jahre später auf einem verlassenen Turm an der Mosel und trafen uns im Einsatz wieder. Einsatz? Ja, denn während uns das Spiel Ingress in die Gegend gelockt hatte, um per GPS besondere Orte zu finden und mit ihnen zu interagieren (hacken, linken), war es bei ihm das Geocaching. Er war mit seinem Begleiter schon über 30km gelaufen, um diverse versteckte Orte zu finden und mit ihnen zu interagieren ( loggen ). Dann mussten sie weiter, den es galt noch weitere Geheimnisse zu lüften. Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen in 15 Jahren. Vielleicht irgendwo in einem verlassenen Tempel in Nepal oder einer Zenote unter Mexiko.
Danach fuhren wir in unser Hotel nach Bad Bertlich. Ein kleiner, beschaulicher Kurort, der gerade im November schon im Winterschlaf zu sein schien. Das Hotel ist ein renovierter Gasthof. Das Vintage im Namen wurde vor allem dadurch verdient, dass noch die alte Ausstattung inkl. Röhrenfernseher und im Bettkasten integriertem Radio vorhanden war. Der Knaller war jedoch der Hotelbesitzer. Herr Kaufmann war extrem freundlich und serviceorientiert. Man ist einfach sehr gerne bei ihm Gast (keine Werbung - einfach mein ehrlicher Eindruck!).
Einfach, aber zweckmäßig |
Sein Sohn hatte vorher in der gehobenen, internationalen Gastronomie gelernt und gearbeitet, aber hatte von dem rauhen Umgangston und dem allabendlichen Stress irgendwann genug. Dann fand er die Option, im beschaulichen Bad Bertlich in der Hotellerie und Gastronomie tätig zu werden und eröffnete so mit 28 Jahren das Hotel twenty8 sowie die Tapas Bar twenty8.
In dieser waren wir dann auch am Abend noch essen und nach dem kalten Novemberabend auf dem Turm war das ein perfekter und sehr, sehr leckerer Abschluss des Tages.
Die Nacht war kurz, da wir schon so gegen 4 raus mussten, um rechtzeitig nach Bremm zu kommen und die Foto-Location zu erreichen. Ursprünglich war geplant, über den Waldweg hinzufahren, mit dem man auch zum Calmont-Frühstück kommt. Die Beschreibung klang gut:In dieser waren wir dann auch am Abend noch essen und nach dem kalten Novemberabend auf dem Turm war das ein perfekter und sehr, sehr leckerer Abschluss des Tages.
Der Berg ruft
Diesen Weg ca. 2,5 km immer geradeaus fahren (am Parkplatz vorbei) bis zu einer Schranke. Dort können Sie links und rechts parken. Von da sind es noch ca. 50 Meter zu Fuß.
Nun fanden wir jedoch am Morgen direkt am Start des 2,5km langen Wegstückes ein Einfahrtsverbotsschild vor. Das alleine stört einen Ingress-Spieler ja noch nicht - vor allem nicht im Morgengrauen eines November-Sonntags, wenn man mutterseelenallein unterwegs ist. Allerdings stand dahinter ein Unimog der Forstverwaltung quer auf der Straße. Man hatte also mit ignoranten Menschen wie uns gerechnet und Gegenmaßnahmen ergriffen. Da wir nicht wussten, ob der Weg dahinter wirklich nicht passierbar sei, wechselten wir dann zu Plan B: Aufstieg aus Bremm auf den Calmont.
Diese Route hat jedoch eine Besonderheit. Der Calmont ist nicht irgendein Berg, sondern gilt als der steilste Weinberg Europas. Dementsprechend sind Teile des Klettersteiges ziemlich anspruchsvoll. Für jemanden mit einem vollen Lowepro Pro Runner x450 AW und seinen ca. 15kg mit Vollausrüstung darin nicht einfach. Auf den gepflasterten Wegen lässt sich der kombinierte Trolley-Rucksack noch gut ziehen, aber irgendwann gingen die Schotter- und Sandpfade los. Für jemanden, der so untrainiert ist wie ich, erwies es sich der sichere Aufstieg als ziemlich unmöglich.
Deshalb brach ich nach einigen hundert Metern und unsicheren Tritten den Gipfelsturm ab und ging zum unteren Aussichtspunkt zurück. Paul schickte ich mit den klassischen Worten "Geh ohne mich weiter. Ohne mich kannst Du es schaffen...und sag meiner Familie, dass ich sie liebe!" nach oben zum Gipfelkreuz.
So waren wir vom Orte her getrennt, aber im Ziele und Geiste vereint: Die aufgehende Sonne fotografieren. Und es versprach tatsächlich ein spektakulärer Morgen zu werden. Wir hatten war keine Wolken am Himmel, die schön angestrahlt werden könnten, aber dafür auch nichts, was die Sonne verdecken würde. Der Ausblick auf das friedlich schlafende Tal war unglaublich schön. Ab und zu wurde die Stille von fahrenden Autos und dem Krähen eines Hahns unterbrochen.
Hier entstanden nun wunderschöne Fotos mit meinem Walimex Pro 7,5mm Weitwinkel-Objektiv. Gerade bei runden Formen empfinde ich die Fisheye-Optik nicht als besonders störend, sondern geradezu förderlich. Erst mit Menschen im Bild wirkt es etwas komisch:
Irgendwann kam Paul wieder vom Berg herunter, nachdem er mit seinem Verlaufs-Graufilter sein Zen-Bild der Szenerie geschossen und auch ein neues Ingress-Portal erfolgreich eingereicht hatte. Er wusste zu berichten, dass er oben Wanderern begegnete, die recht frisch wirkten.
Als er sie fragte, woher sie denn kämen, meinten sie, dass sie von diesem Weg kämen, den wir zuvor nicht passieren konnten. Offenbar räumt die Forstverwaltung irgendwann zum Sonnenaufgang den Weg, da dann niemand mehr im Dunkeln durch den Wald rennt. Wir sahen uns im Geiste schon beim nächsten Mal da oben im Zelt übernachten.
Langzeitbelichtungen bei -4 Grad sind aber so eine Sache. Daher würde ich so eine Aktion dann doch lieber in wärmere Zeiten verlegen.
Ein netter Bonus beim Abstieg war, dass Paul dabei die Platin-Trekker-Badge von Ingress bekam, die man für das Laufen von 1000km im Spiel erlangt. So werden auch immer wieder kleine Extra-Touren und Umwege belohnt.
Nach gutem Kochen auf nach Cochem
Zurück im Hotel gab es erstmal ein leckeres Frühstück, das der Koch von der Tapas-Bar liebevoll angerichtet und durch frisch gemachte Omeletts erweitert hat. Deshalb nochmal eine warme Empfehlung für dieses so toll geführte Hotel.
Die Sonnenaufgangsbilder hatten wir im Kasten. Den Tag mit seinem harten Licht mag der Landschaftsfotograf eher nicht so. Aber wir waren nunmal schonmal in der Gegend und da bot es sich an, auf dem Rückweg nach Köln und ins Bergische zwei Sehenswürdigkeiten sowie ein paar weitere Ingress-Portale anzusteuern. Der Besuch im Foto- Filmmuseum Bad Bertrich kam auf die Merkliste für einen Wiederholungsbesuch.
Überhaupt fanden wir unterwegs noch kleine Dörfer, die noch kein einziges Ingress-Portal, Pokestop oder eine Harry Potter Festung hatten. Nach unserem Besuch gab es einige Kirchen, Kreuzweg-Stationen oder Spielplätze mehr im Spiel.
Mit diesen kleinen Zwischenstopps für Portaleinreichungen ging es dann nach Cochem, wo die Reichsburg über der Stadt trohnt. Von einem Parkplatz mit Aussichtspunkt lassen sich wunderschöne Fotos des Moseltals machen.
Überhaupt fanden wir unterwegs noch kleine Dörfer, die noch kein einziges Ingress-Portal, Pokestop oder eine Harry Potter Festung hatten. Nach unserem Besuch gab es einige Kirchen, Kreuzweg-Stationen oder Spielplätze mehr im Spiel.
Mit diesen kleinen Zwischenstopps für Portaleinreichungen ging es dann nach Cochem, wo die Reichsburg über der Stadt trohnt. Von einem Parkplatz mit Aussichtspunkt lassen sich wunderschöne Fotos des Moseltals machen.
Is there somethin Eltz?
Danach ging es weiter zur Burg Eltz - die nach Neuschwanstein gefühlt am häufigsten von Instagram-Influencern besuchte Burg. Sie liegt gut geschützt in einem Talkessel. Teilweise wurde sie zwischen unterschiedlichen Linien der Familie aufgeteilt und daher im Wettbewerb ausgebaut. So bekam sie ihr ungewöhnliches Aussehen, das sie zurecht so berühmt macht.
Was also eine reine Ingress-Feldbauaktion werden sollte, verwandelte sich in ein wunderschönes Fotografie-Abenteuer mit spannenden Entdeckungen, unerwarteten Wiedersehen mit alten Wegbegleitern und leckeren Tapas mitten in Rheinland-Pfalz.
Where did Ingress take you today?
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