Zeugnis meines Aus- und Abstieges |
Das Quizzen ist allerdings auch ein gieriger Lebenszeitfresser. Es kann sich zu einer ernsthaften Sucht ausweiten. Und ich gestehe:
Hallo. Mein Name ist Warumduscher und ich bin trockener Quizzoholiker.
Selbst wenn ich kein Top50-Spieler war, war es schmeichelhaft, irgendwann mal Platz 4252 von seinerzeit knapp 10 Millionen Spielerinnen und Spielern inne zu haben. Neue Siege gegen Facebook-Freunde oder Unbekannte ließen stets frische Glückshormone in die Blutbahn rauschen. Perfekte Spiele (alle Fragen richtig) waren sowas wie ein Mega-Kick. Deshalb hielt ich den Nachschub auch über viele parallele Quizrunden am Laufen.
Clevere Strategien
Der Ex-Quizzer beschreibt viele clevere Lern- und Spielstrategien. Klar - eine gute Allgemeinbildung und ein schnell arbeitendes Gedächtnis sind schonmal gutes Handwerkszeug. Aber man kann sich auch selber dadurch verbessern, dass man z.B. nach falsch beantworteten Fakten im Netz recherchiert und so dem eigenen Kopf hilft, die korrekte Antwort an mehreren vorhandenen Wissensfäden anzuknüpfen.
Eine noch moralisch akzeptable Taktik ist die zunehmende Auswahl der Spielpartner nach Spielstärke. Man nimmt keine Spiele von Anfängern mehr an, sondern sucht die bewusst die Spieler mit hohem Ranking aus. So gibt es keine Gefahr des Punkteklauerei durch pfiffige Anfänger. Das würde letztlich auch ein Verein der Fußball-Bundesliga so machen.
Schmutzige Tricks
Auch die dunkle Seite des Quizerfolges wird beschrieben. Hier wird der Autor quasi Quizzleblower.Es gibt nämlich einfach plumpe Schummlerei, die man anwenden
- Eigenblutdoping in Form eines Zweitprofils, mit dem man ständig gegen sich selber spielt
- Nutzung von Google oder speziellen Antwortdatenbankenn. Hiergegen helfen sicher die neuen Bild-Fragen etwas.
- Manipulation der App, über die man automatisch die korrekte Antwort angezeigt bekommt. Die korrekten Antworten werden nämlich nicht vom Quizduell-Server ausgewertet, sondern versteckt im Datenpaket bei den Fragen mitgeliefert. Diese kann man sich dann anzeigen lassen. Dagegen helfen auch keine Fragen mit Bild - die korrekte Antwort wird ja trotzdem erschummelt.
- Im Extremfall übernimmt sogar ein Programm im manipulierten Android-Emulator das Spielen und Punktesammeln. Hier versuchen zwar die Quizduell-Admins einzuschreiten, aber am Ende werden sicher auch die Emulatoren durch Einbau von Zufallspausen oder -fehlern immer besser. Hier kann man sicher durch Nachfragen im Chat versuchen, Mensch von Maschine zu unterscheiden (Turing-Test). Aber auch hier werden die Maschinen immer besser.
Der Spielspaß bleibt da meiner Meinung nach natürlich voll auf der Strecke. Aber hier greifen eben die gleichen Mechanismen wie beim Doping im Spitzensport. Es konkurriert eben nicht nur das größere Können/Wissen, sondern auch die größere Schlauheit beim Schummeln. Wer auf dem Siegertreppchen steht, redet es sich damit schön, dass die anderen das ja sicher aus so machen. Nicht wahr, Herr Jan Ullrich?
Es wäre sicher spannend, die Top25-Spieler mal live in die Fernsehsendung Quizduell einzuladen. Da trennte sich die Schummlspreu vom Wissensweizen. Da könnten die Teilnehmer wie im wundervollen Film Slumdog Millionaire sogar noch jeweils erläutern, wie ihre persönliche Biografie sie zu diesem Wissen gebracht hat.
Wie man es auch machen kann, zeigt Radiomoderatorin Lola. Sie ist zwar keine Top50-Spielerin, aber zeigt ihre Quizduelle einfach öffentlich in Let's Play Videos auf YouTube. Da fragt dann niemand mehr nach Schummelei.
Meine Quiz-Entwöhnung
Tipp: Konsequentes Beenden statt mit "nur noch zuende spielen" rumeiern. |
Mittlerweile spiele ich wieder ab und zu nochmal eine Runde, aber längst nicht so intensiv wie früher. Mit Schreiben dieses Blogposts habe ich mir auch wieder für einige Zeit kalten Entzug verordnet. So hält man die Sucht unter Kontrolle und erhält langfristig die Freude am Spiel.
Außerdem habe ich so mehr Zeit, die jedem Menschen innewohnende Sehnsucht nach Anerkennung wieder mehr in Form von Likes für Blogsposts oder Faves für Tweets zu befriedigen. Am Ende sind wir in unseren sozialen Netzwerken doch nur mehr oder weniger selbstbeherrschte attention whores, nicht wahr, Frau Kardashian?
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