Findest Du SMS auch zu teuer und freust Dich, dass es mittlerweile
günstigere Alternativen gibt? Oder traust Du den dubiosen Apps nicht und
setzt lieber auf eine SMS - vielleicht mit Flat?
WhatsApp als
Multiplattform-SMS-Ersatz/Killer dürften ja viele User kennen. Spannend
ist, dass viele Leute Datenschutzbedenken beim Einsatz dieser Software
haben, aber daneben oft bedenkenlos "kostenlose" Apps und Services
nutzen. Kostenlos ist aber nur der kleine Anteil der klassischen
Freeware/Open Source Software. Der größte Teil ist werbefinanziert und
damit bezahlt man den Service indirekt durch den Kauf der beworbenen
Güter.
Die WhatsApp-Macher kennen das Modell der
Werbefinanzierung aus ihrer Zeit bei Yahoo ganz gut. In ihrem Blog beschreiben sie, warum sie bewusst das klassische
Geld-für-Software-Modell gewählt haben.
Sie
bringen es auf den Kern, dass werbefinanzierte Anbieter einen Großteil
ihrer Arbeit auf Datensammeln, Datenhorten und Datamining verwenden
müssen, um Werbung immer gezielter an eine konsumfreudige, wachsende
Zielgruppe auf den Bildschirm zu bringen.
Vor dem Hintergrund
relativieren sich auch Artikel bei der Süddeutschen Zeitung über Datenschutzmängel bei WhatsApp. Denn während die WhatsApp-Angriffe
für die meisten User eher theoretisch sind, gehört das Abgreifen von
Daten in sozialen Netzwerken und anderen Plattformen einfach zum
Tagesgeschäft.
Wer meint, dass die SMS ungleich sicherer sei, hat
nicht die Vorträge von SR Labs auf der CCC SigInt Konferenz 2012 hier in
Köln verfolgt. Sowohl da wie auch in öffentlichen Papieren zeigen die Sicherheitsexperten aus Berlin, dass man mit billiger
Hardware und heutiger Rechenpower lässt sich die Verschlüsslung von GSM
leicht knacken. Dann kann man SMS abfangen oder gar kostenpflichtige
Premium-SMS fälschen.
Ich war selber mit den Jungs in Köln und habe selber gesehen, wie meine Anrufe über das o2-Netz als Daten in dem Logfile auftauchten. Während bei den GSM-Netzbetreibern diese
Probleme eher ausgesessen werden, kann WhatsApp die Probleme mit ein
paar Updates in den Griff bekommen.
Meine Angst ist dadurch aber nicht gestiegen - einfach nur die
Gewissheit, dass es keine absolute Sicherheit, sondern immer nur
relative gibt. Je länger man bekannte Lücken offen lässt, desto größer
wird eben auch die Gefahr. Klar laufen auch kritische Anwendungen wie Überweisungen per mTAN über SMS. Aber da gilt immer die Aufwands- und Riskikoabwägung. Bevor jemand einem Bankkunden über so einen Weg eine mTAN klaut und auch noch mit einer Man-in-the-middle-Attacke auch noch seine Onlinebanking-Session übernimmt, hat man ihm statistisch gesehen schon ich zehnmal mit mittlerer Gewaltanwendung EC-Karte und PIN entrissen und dreimal abgephischt.
Naja - so weit ist es bei WhatsApp natürlich nicht. Noch haben sie keine ebenbürtigen Partner für sowas wie mTAN im Onlinebusiness gefunden. Warum zögert die Branche? Vielleicht weil das
von WhatsApp gewählte Bezahlmodell nicht ganz unkritisch ist. Reicht ein einmaliger App-Kauf
für 79 cent oder manchmal sogar ganz kostenfrei aus, um einen
dauerhaften Service zu gewährleisten?
Denn WhatsApp ist wie beim
Schneeball-Modell auf ständigen Zustrom neuer App-Käufer angewiesen, um
monatlich die Kosten für Miete, Strom, neue Server, Internet und
Mitarbeiter bestreiten zu können. Wenn sie da irgendwann Sättigung erreicht haben, killt sie ihr eigenes Bezahlmodell - so ähnlich wie es auch bei den diversen Pagerdiensten passiert ist.
Vielleicht retten sie sich auch irgendwann
auf ein Abo-Modell und treten damit in direkte Konkurrenz zum SMS-Nachfolger Joyn.
Wäre das dann noch für Dich attraktiv?
Oder willst Du doch lieber alles kostenfrei wie das Futter für die beiden hier?
Dienstag, 18. September 2012
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