Freitag, 6. März 2015

Norwegen mit Wohnmobil und Baby - 3/6 - Tage 6-10


Inhalt:

Einleitung
Tage 1-5
Tage 6-10
Tage 11-15
Tage 16-20
Nachlese






Tag 6: Odda - Bergen


Es ist kein Geheimnis, dass Hardanger wie eine große Postkarte mit Panoramablick erscheint. Egal, wohin man sich dreht, blickt man auf einen tosenden Wasserfall oder (je nach Saison blühende) Obstbäume. Nicht zuletzt gibt es hier atemberaubende Straßen inmitten fesselnder Natur und eine große Vielfalt der Eindrücke. Die Straßen in Hardanger haben ihre eigene Geschwindigkeit. Es gilt, sich dem natürlichen Tempo anzupassen. Und das ist wie meist in Norwegen - richtig langsam. Rechnet eher mit 40-50 km/h als mit dem Tempolimit der Landstraßen. Hier befindet sich die Straße auf einem Felsvorsprung an steilen Talhängen oder verläuft buchstäblich durch Apfelplantagen. Vielleicht ist es gerade diese Nähe, die das Besondere der Strecke ausmacht. 



Blick auf den Hardanger-Fjord








Wasserfallliebhaber kommen in Hardanger auf ihre Kosten. Hardanger ist von großen Wasserfällen umgeben. Steinsdalsfossen, Vøringsfossen, Skjervefossen, Låtefoss und Furebergfossen sind unterschiedliche Wasserfälle, von denen jeder für sich den Betrachter gleichermaßen hypnotisiert. Die Kraft dieser Wasserfälle ist so stark, dass wir oftmals einfach nur stehen und staunen.

Steinsdalsfossen mit Backstage-Bereich


Die Diskussion, welcher Wasserfall der schönste ist, hatte dann nur akademische Bedeutung. Jeder Wasserfall hat seine ganz eigenen Qualitäten wie der Steinsdalsfossen, bei dem wir hinter der Wassersäule entlanglaufen konnten oder der Låtefoss mit seinen zwei Flussläufen, der möglicherweise mehr Schaulustige anlockt als die meisten Touistenattraktionen. Uns natürlich auch.


Låtefos



Über Utne und Jondal und einer Fähre für 245 NOK brachte uns der Weg nach Bergen.


Wir haben die Warnung berücksichtigt und sind nicht mit dem großen WoMo nach Bergen hineingefahren. Wir haben im Vorort Arna Sira das Mobil auf einem großen Parkplatz abgestellt und sind zu dritt für 147 NOK nach Bergen rein. Das waren 10 min Fahrt - ging super flott. Die Bahn fährt alle halbe Std. Bergen selbst ist eine süße Kleinstadt (aus Kölner Sicht).



Sie lohnt sich für einen Abstecher. Wir haben uns allerdings auch vor allem auf das touristische Zentrum rund um den Hafen, die alten Hanse-Lagerhäuser und die Festung beschränkt.



Hanse-Lagerhäuser


Im Hintergrund einer der namensgebenden Berge von Bergen



Auf der Weiterfahrt gab es noch eine etwas längere Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Sie endete an einer Tankstelle. Wir befürchteten lauten Verkehr und frühes geweckt werden. Das war aber unbegründet.
Tankstellen-Parkplatz am Morgen

Der etwas karg scheinende Platz entpuppte sich am nächsten Morgen sogar romantisch an einem See gelegen. Direkt daran schloss sich noch ein Kiwi Supermarkt an, in dem wir frisches Backwerk für das Frühstück am See genießen konnten.








Tag 7: Bergen - Flam - Route Aurlandsfjell


Entgegen der ursprünglichen Planung die RV7 weiter zu fahren zur landschaftsroute Aurlandsfjell. Von Dale (hier gibt es ein Fabrikoutlet der berühmten Dale-of-Norway-Pullis) aus geht es übers Fjell nach Voss. Enge Serpentinenstraße, sehr schön. Viel grün. 

 
Flugstunden auf dem Staudamm oberhalb von Dale



Nett, dass wir auf Berge hingewiesen werden. Übersieht man ja leicht.


Das Dach müsste auch mal wieder gemäht werden


Liefern super Wolle für Norwegerpullis


Weiter nach Gaudalen am Naeroyfjord. Dort waren wir zunächst unentschieden, ob wir gleich eine Fjordfahrt mit einem Schiff machen. Möglichkeiten wären eine Rundfahrt nach Flam/Aurland oder auf die andere Seite des Sognefjord  (größter und längster Fjord Europas) nach Kaupanger mit der Autofähre.


Wasserfall "der Brautschleier"


Naeroyfjord - der engste Fjord Europas


Leider kamen wir zu einer unschönen Zeit an und hätten über 2 Stunden warten müssen. Dafür war uns die Zeit in Norwegen dann doch etwas zu schade. Wir waren ja gerade erst angefixt.


Stattdessen entschieden wir uns für eine Überquerung des Aurlandsfjells (erwähnte ich schon, dass Fjell der norwegische Begriff für ein Hochplateau und damit das Gegenteil vom Fjord ist?). Mittlerweile waren wir von allen Fjells, die wir befahren hatten, so begeistert, dass wir uns auch hiervon viel verpsrachen . Zu Recht.

Die Fahrt verspricht viele starke und kontrastreiche Eindrücke auf dem Weg vom Fjord bis hinauf zum Hochgebirge, das einen Großteil des Jahres vom Schnee bedeckt ist. Zu den charakteristischsten Besonderheiten dieser Straße zählen die Einsamkeit und die vollkommen unberührte Landschaft – abgesehen von der Stromleitung als Beweis für die Existenz von Menschen.

 
 
Lecker Gletschereis




Die Straße ist im Winter gesperrt (teilweise beginnen die Sperrugen schon am 01.09.), kann jedoch aus Richtung Aurlandsvangen bis zum Aussichtspunkt Stegastein ganzjährig befahren werden. Im September konnten wir natürlich komplett drüber. Auch hier wurde wieder von einem Befahren mit WoMo abgeraten. Da wir unser eher kleineres WoMo aber mittlerweile sehr gut beherrschten, ließen wir uns nicht abschrecken.


Das 10-Sekunden-Selbstauslöser-Selfie gelang im 3. Versuch
Die Serpentinen waren schon ziemlich eng, aber die Strecke Kurve für Kurve super schön. Wir erreichten den Aussichtspunkt Stegastein - einen Steg ins Nichts mit atemberaubenden Ausblick auf den Fjord.  Für viele ist der Aussichtspunkt, der ca.nach 1/3 der Strecke auf der rechten Seite liegt, ebenso spektakulär wie die Aussicht als solche. 


Stegastein - dank Plexiglaswand am Ende nichts für Leute mit Höhenangst

Aber auch die weitere Strecke total schön und abwechslungsreich. Die gut 45 km dauern allerdings gut 3 Std. Da uns so viele Dinge gute gefallen haben, habe wir zum ersten Mal beschlossen, nicht unseren Weg weiter zu fahren, sondern uns die Spontanität des Womos zunutze zu machen und einfach noch einen Tag in der Gegend zu bleiben, um doch noch mit der Flambahn bzw. über den Naeroyfjord zu fahren.


Dafür haben wir dann auf dem Rückweg Richtung Flam auch noch mit dem Lærdalstunnel den längsten Tunnel der Welt mit 25 km Länge durchfahren. Eigentlich unspektakulär, bis auf 3 nett illuminierte Haltebuchten. Aber wenn man sich bewusst macht, wieviele Tonnen Gestein über einem der Tunnel halten muss und wie man dafür sorgt, dass der Tunnel da ankommt, wo man es geplant hat, ist das schon eine beeindruckende Ingenieursleistung.




Wir fuhren auf den Campingplatz in Flam. Schön am Fluss und zwischen schönen Bergen gelegen. Er liegt auch direkt in Sichtweite der berühmten Flambahn. Camping kostet 265 NOK, Duschen 10 NOK extra und Wifi für 20 NOK, wichtig für den Warumduscher;-).







Tag 8: Flam - Nigardsbreen


Frühes Aufstehen war angesagt, da wir die erste Flambahn um 8.35 Uhr nehmen wollten, um dann um 12.15 Uhr die Fähre rüber nach Kaupanger zu nehmen. Das Duschen brachte am Morgen gleich den ersten Hallo-Wach-Effekt. Merke: Wenn der Mann sagt, die 5 Minuten der Duschmünze reichen ohne Probleme, mag dies für kurzhaarige Frauen gelten, nicht jedoch für lange Haare, die anständig ausgespült werden müssen. Ergebnis wie in einem schlechten Slapstick: ich stehe voll eingeseift unter der Dusche das warme Wasser geht weg... Natürlich hatte ich auch keine zweite Duschemarke dabei. Die anderen Damen in den Nachbarduschen dürften nun eine Batterie deutscher Schimpfwörter kennen.




Die Flambahn ist eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt und braucht ca. 1 Std pro Tour. Daher hatten wir uns für die erste Fahrt des Tages entschieden, auch wenn es mit frühem Aufstehen verbunden war. Vom Flam Campingplatz ging es zu Fuß in 5 min durch den ersten Tag mit Regen zum Bahnhof. Die Entscheidung war richtig, denn viele spätere Fahrten waren bereits ausgebucht, wie wir vor Ort feststellen müssten.


Kosten für Hin-und Rückfahrt pro Person 400 NOK. Ein stolzer Preis, aber die Fahrt war nett, durch schöne Täler und einem Stopp an einem tollen Wasserfall, der erst bei der zweiten Tour 2 geheimnisvolle Tänzerinnen vorweisen konnte.  Dafür waren die beiden Mädels, die auf dem Hinweg neben uns saßen und an der Haltestelle ausgestiegen waren, auf dem Rückweg nicht mehr da. Hatten wir etwa die geheimnisvollen Elfen mit ihrem wahren Gesicht gesehen?! Das würde zumindest erklären, warum der Schaffner ihre Fahrkarten nicht kontrollierte, einen Smalltalk mit ihnen hielt und sie die schöne Umgebung keines Blickes würdigten, sondern stattdessen auf dem Handy herum tippten.


Nachdem wir noch auf dem Campingplatz dann den Sohn in einem extra Babybaderaum badeten und unser Womo von Schmutzwasser etc befreiten ging es pünktlich auf den Weg zur Fähre, die wir rechtzeitig erreichten.


Hier folgte dann gleich die nächste größere Ausgabe an dem Tag: die Autofähre kostete für das WoMo inkl. Fahrer 960 NOK und der weitere Erwachsene 280 NOK, macht zusammen 1240 NOK. Aber die Preise hatten wir ja am Vortag erfahren und uns trotzdem - und trotz des schlechten Wetters mit zwischenzeitlichen Regenschauern - für die 2:15 h lange Überfahrt durch den Fjord Richtung Kaupanger entschieden.


Auch bei Wolkenwetter wunderschön
Auch hier bereuten wir die Ausgabe nicht, auch wenn das Sonnendeck an Bord des Schiffes den Namen an diesem Tag nicht verdient hatten. Wir wollten ohnehin auf Empfehlung von Norwegenreisenden eine Schiffsfahrt durch einen Fjord machen. Vermutlich war es günstiger, als es am Geiranger Fjord zu tun, der noch auf unserer Route liegen wird.


Obwohl wir uns kurz ärgerten, dass wir die Fahrt nicht gestern bei schönem Wetter angetreten hatten, war es trotzdem wirklich wunderschön. Aber auch das Aurlandfjell war schön und es war sehr lohnenswert, dass wir uns für beides entschieden hatten. Dass der Wetter den ersten Tag nicht mitspielte, ist eben das Schicksal, denn bisher hatten wir ja mit durchschnittlich 17 Grad und ohne Regen für Norwegen bisher unglaubliches Wetter-Glück gehabt.


Es war sehr beeindruckend durch den schmalen Nærøyfjord zu fahren, an dessen Rändern die Berge aufragten. Immerhin der schmalste Fjord Europas und Unesco Weltkulturerbe.


Am Ufer legen 2 Siedlungen, die keine Straßenanbindung haben sondern nur mit dem Schiff zu erreichen sind. Auch der Abzweig zum Aurlandfjord und später in den großen Sognefjord lassen einen sprachlos werden, ob der Dinge, die die Natur hervorgezaubert hat.


Nicht nachvollziehen konnten wir die Empfehlung eines älteren Pärchens aus Aachen, die uns am Tag zuvor von der Fährfahrt abgeraten hatten, da es sich nicht lohnen würde, die Flambahn dagegen schon. Ganz ehrlich: Im Nachhinein hätten wir uns, wenn wir unsnur für eines von beiden hätte entscheiden müssen, auf jeden Fall für die Fährfahrt entschieden.


Aufgrund des Wetters hatten wir die meiste Zeit eine Etage unter dem Sonnendeck verbracht, wo Tische und Stühle standen und man windgeschützt durch Glaswände nach vorne draußen blicken konnte. Hier aßen wir auch den teuersten Hotdog unseres Lebens. Aber aufgrund der besonderen Location und des leckeren Bacons erschien er uns auch als er leckerste Hotdogs unseres Lebens.


Hier kamen wir ins Gespräch mit einer Familie aus der Nähe von Heidelberg. Sie waren ebenfalls mit einem Baby im ähnlichen Alter unterwegs. Wir trafen sie nicht das erste Mal. Wie es in Norwegen so ist, trifft man das ein oder andere WoMo wieder, das in die gleiche Richtung unterwegs ist.


Erster gemeinsamer Stopp war die Stabkirche kurz nach der Fähre auf dem Weg nach Sogndal. Da der Sohn etwas zu Mittag haben müsste, hielten wir dort kurz an und gingen mit Kamera bewaffnet zur Kirche, die aber abgeschlossen war. So haben wir unsere erste Stabkirche nur von außen gesehen.




Also fuhren wir weiter fuhren Richtung Lom, um Kilometer zu machen, da sich unser geplanter Besuch in Trondheim schon beschwerte, dass wir wohl nur 1-2 Tage bleiben könnten. Genau das führte uns  zu einem wunderschönen Umweg. Während ich bei einem kurzen Stopp das Steuer an meinen Mann übergab, da mir das frühe Aufstehen in den Knochen steckte, bog das Heidelberger Womo Richtung Nigardsbreen ab.

Rätselhafter Dauerstrudel


Während mein Mann vor sich hin sinnierte, ach die fahren zur Gletscherzunge, wurde ich hellhörig, da ich nicht wusste, was er im Reiseführer gelesen hatte. Er klärte mich auf, dass dies eines Gletscherzunge des Jostedalsbreen - Europas größtem Festlandgletscher sei. Nach ein paar Kilometern und kurzem hin und her Überlegen entschlossen wir uns, umzudrehen. Eine gute Entscheidung, die uns allerdings einen weiteren Tag kostete, denn für kurz anschlagen, Fotos machen und dann die 35km wieder zurück reichte uns dann doch nicht.

 
Nigardsbreen Gletscherzunge



Unten links seht ihr Menschen - zum Größenvergleich


Na? Freiwillige für die Brückenquerung?

Als wir nach einer tollen Strecke an einem unglaublich grünen Gebirgsbach entlang schließlich mit Blick auf die Gletscherzunge einbogen, verschlug es uns ein weiteres Mal den Atem. Überwältigend. Uns war klar, dass wir trotz der letzten 3 km mautpflichtigen Straße (40 NOK, Schranke mit Karte oder Münzen) näher ran wollten. Der Parkplatz schließlich war gut 500m weg von der riesigen blau-grau leuchtenden Gletscherzunge entfernt.


Unwirklich grünes Wasser direkt vom Gletscher

Den 45 min Wanderweg über unbefestigte Felsen wollten wir uns mit Kind in der Manduca-Babytrage wegen Sturzgefahr nicht antun.


Am Ufer fuhr jedoch ein Boot (40 NOK hin und zurück) noch näher an die Gletscherzunge heran. So umgeht man damit den schwierigen Teil der Wanderung. Der Fährmann sagte jedoch, der letzte Teil der Wanderung nochmal 25min betrage, auch wenn er einfach sei. Er führe aber um 17.50 Uhr das letzte Mal vom Gletscher zurück. Ein Blick auf die Uhr zeigte bereits 17 Uhr. Wo war nur die Zeit geblieben?




Erster Gedanke war wieder, mit dem Boot näher ran, Fotos machen und mit dem letzten Boot zurück, aber mit dem Fernglas sah der letzte Teil der Wanderung gut machbar aus, zumal Treppen etc. zu sehen waren. Mein Mann war von dieser magischen Anziehungskraft ebenso angefixt, wie ich, so das wir beschlossen, in der Nähe zu übernachten und am nächsten Morgen das erste Boot um 10 Uhr zunächst nehmen.


Auf der Mautstrecke war Campen nicht erlaubt, daher also wieder hinaus. Da die Akkus der Kamera teilweise schnell schlapp machten, überlegten wir, evtl. doch den direkt vor dem Beginn der Mautstrecke gelegenen Campingplatz anzufahren, um alles aufzuladen, obwohl wir eigentlich an einer Stelle an dem schönen Fluss wild campen wollten, da wir ja erst die letzte Nacht auf einem Campingplatz verbracht hatten.


Frisches Gletscherwasser saust ins Tal hinab


Dennoch checkten wir kurz die Preise und siehe da - die Heidelberger waren bereits da - mit der Info, dass an den Stellplätzen am Fluss Campen sowieso nicht erlaubt war. Also war die Entscheidung gefallen, zu bleiben. Mit 180 NOK inkl Elektrik (Duschen + 10 nok) ein schöner und günstiger Platz mit eher einfacher Ausstattung. Dennoch sind wir von den Campingplätzen in Norwegen generell sehr begeistert. Alles sauber und tolle Umgebung, da tun die ca 30 EUR pro Übernachtung etwas weniger weh.


Tag 9: Nigardsbreen - Grotli, Route Sognefjellet



Wir fahren wieder Richtung Nirgardsbreen. Das erste Boot schaffen wir zwar nicht, aber gegen 10.20 Uhr sitzen wir im Motorboot über den See zur Gletscherzunge hin. Dort kommen wir dem beeindruckenden Gletscher ganz nah. Wenn wir nachträglich darüber nachdenken, waren wir teilweise sogar zu nah. Andere deutsche Touristen hatten ca. einen Monat zuvor nicht soviel Glück und wurden vom abbrechenden Gletschereis getötet. Das wussten wir zum Reisezeitpunkt leider noch nicht - sonst wären wir auf jeden Fall brav hinter der Absperrung geblieben. 

 
Er hat's "Bo ogfasst"



Nicht nachmachen!


Nicht nachmachen!



Danach ging es über das Sognefjell in Richtung Lom. Von den grünen Wiesen und der üppigen Kulturlandschaft im Tal Bøverdalen lassen sich die mächtigen Berge in der Ferne erahnen, und langsam steigt die Straße aus dem Tal empor. Es geht immer weiter nach oben bis zum höchsten Punkt auf 1434 m ü.d.M., dem höchsten Gebirgspass Nordeuropas.



Stabkirche in Lom
Die Straße beginnt in Lom, und bereits noch vor Verlassen des kleinen Ortes werden die Erwartungen an die Fahrt auf der Passstraße immer größer. Nicht alle Landschaftsrouten verfügen über einen solchen natürlich geschaffenen dramaturgischen Aufbau mit so vielen überwältigenden Eindrücken.




Die Aussichtspunkte warten geradezu darauf, dass die Reisenden eine Pause einlegen und die Natur in sich aufnehmen. Auf dem Rastplatz Mefjellet befindet sich die eindrucksvolle Skulptur von Knut Wold, durch die man die Gebirgslandschaft mit anderen Augen sieht.

Mit Mefjellet-Skulptur im Hintergrund. Ja, das qadratische Ding was wie ein Ytong-Ziegel aussieht.

Auf der Straße zum Sognefjord zeigt sich die Gebirgslandschaft von ihrer wildesten Seite, und wo das Hurrunganegebirge noch zum Himmel emporragt, sind die Berge plötzlich verschwunden, und eine vollkommen neue Landschaft tritt zutage. Bis nach Gaupne, dem Endpunkt der Landschaftsroute, verläuft die Straße direkt am wunderschönen Sognefjord entlang, dessen klares Wasser seine Farbe, je nach Licht und Wetter, von grün nach blau ändert.


Heute war der Plan, zum Wildcampen so weit wie möglich durch den Wald auf einen Berg zu fahren. Also wirklich “echtes” Wildcampen in der Wildnis. Irgendwann stoppte unsere Fahrt zum Berg, da man nur noch mit Genehmigung weiter durfte. Uns irritierte allerdings, dass dort über 10 Autos geparkt waren und kein Fahrer zu sehen war.


Da fiel uns wieder ein: Norwegen ist ein Land der Jäger. Irgendwie war es uns dann doch zu mulmig, mitten im Jagdgebiet zu übernachten und ggf. nachts von Schüssen geweckt zu werden. Also fuhren wir weiter bis zur Landstraße und parkten in einer Ausweichbucht hinter einer Bushaltestelle direkt an der E16. Nicht so toll - aber dafür wurden wir mit einem wunderschönen Sonneruntergang mit goldenen Strahlen quer durch das Tal belohnt. 
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Tag 10: Grotli - Ronde, Routen: Gamle Strynefjellsvegen , Geiranger, Trollstiegen



Die Nacht endete früh mit dem einsetzenden Berufsverkehr an der E16 und der Arbeitsaufnahme auf der nahegelegenen Baustelle. Frühstücken wollten wir im Fjell. Gamle heißt es, obwohl dort gar nichts gammlig war.



Frühstück mit maximal frischer Milch für's Müsli



Aber natürlich nicht für mich, sondern für die natürliche Zielgruppe


Manchmal ist der Weg das Ziel. So ist es auch mit dem Gamle Strynefjellsvegen. Die Norwegische Landschaftsroute, die von West- nach Ostnorwegen verläuft, ist nicht nur überwältigend schön, sondern steht auch unter Denkmalschutz. Alleine die Straße ist eine Sehenswürdigkeit für sich und gleichzeitig ein Zeugnis eines Meisterstücks der Ingenieurkunst aus einer längst vergangenen Zeit.


Wenn das Navi Unsinn anzeigt...



...fragt man eben Einheimische nach dem Weg


Die kleinen Wanderersteintürmchen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.


Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie von Hand erbaut. Teile der Straße sind alte Kieswege, die das Gefühl geben, in die Vergangenheit zurückversetzt zu sein.
Die Landschaft auf der alte Straße könnte kontrastreicher nicht sein: im Osten die durch die Eiszeit entstandenen runden Formen ganz im Gegensatz zu den steilen Formationen im Westen.


Da bei unserem Besuch die Berge ihr Herbstkleid angelegt hatten, bot der Gamle Strynefjellsvegen einen prachtvollen Anblick. Die Natur ist vermutlich immer gleich schön, doch durch die Herbstfarben entstand eine vollkommen neue Stimmung, durch die die Natur ganz besonders auf uns wirkte (Soundtrack-Tipp: I see fire von Ed Sheeran - https://www.youtube.com/watch?v=mllXxyHTzfg ).


Zum Glück ignorierten wird das Schild am Beginn der Landschaftsroute “für Wohnmobile nicht empfohlen”. Es war ja nur eine Empfehlung und kein Gebot. Immerhin gemahnte es uns zur Vorsicht. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber sehr ruckelig und teilweise mit Schotter übersät. Entsprechend langsam kamen wir voran. Aber das war es absolut wert.


Geiranger und Trollstiegen

Dies war zweifellos eine Strecke, die atemberaubender ist als manch andere, auf die sich die meisten von uns im Alltag begeben. Jedoch gilt das nicht für alle. Denn das Besondere an den Reisen durch Norwegen ist, dass überall Menschen wohnen. Selbst auf den schmalsten Felsvorsprüngen und den kleinsten Bergkuppen stehen Häuser. Auf diese Weise sind die Menschen in Norwegen mit der Landschaft und der Natur eng verbunden und haben durch ihre Besiedlungen im Laufe der Geschichte ihre Lebensgrundlage gefunden. Doch jetzt schweifen wir ab, denn eigentlich ist die Straße so spektakulär, dass man sich darin verliert.





Bei dieser Straße beschleunigt der Puls rasant, ob durch die elf Haarnadelkurven des Trollstigen oder die Aussicht vom Ørnesvingen auf den Geirangerfjord. Die Fahrt auf der Straße ist ein ganz besonderes Erlebnis. Üppig bewachsene Täler, geschützt liegende Erdbeerdörfer, kahle Berge und Aussichtspunkte strahlen ganz besonderes aus und bieten einen Blick, der in Norwegen kaum übertroffen wird. Nicht zuletzt ist auch die Autofahrt eine Fahrt der besonderen Art und kann hin und wieder als nervenaufreibend empfunden werden. Hier ist absolute Konzentration gefragt, da der Fahrer auf Herausforderungen trifft, die dem Erlebnis das besondere i-Tüpfelchen aufsetzen.


Geiranger

Der Aussichtspunkt liegt wunderschön am Ende des Geirangerfjords. Der Fjord wurde in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen – ein Qualitätsstempel, der für sich spricht. Das Städtchen selbst besteht aus 10 Souvenierships und Cafés. Nur die im Minutentakt ankommenden Busse nerven etwas. Allerdings ist den Kreuzfahrern nicht zu verdenken, das sie den Fjord auch mal von oben sehen wollen.


Flugstunde am Geiranger Fjord




Trollstiegen

Der Trollstiegen ist die “Steige der Trolle”. Er wirkt sehr beeindruckend von der Aussichtsplattform überhalb. Auch einen Teil der alten Straße kann man sehen.
Aus dieser Richtung fährt man hinunter, was nicht soo spektakulär ist, wie sich vermutlich dorthin die Serpentinen empor zuschrauben.


Livin' on the edge



Flugstunde am Trollstiegen


Fremdenführer
So ein Troll-Warnschild wünsche ich mir auch für Internetforen.




Danach folgte eine Fähre für 195 NOK.


Den Campingplatz Manda hatten wir uns kurz hinter Andalesnes ausgeschaut, direkt am Fjord. Den gab es aber offenbar nicht mehr. Es ging weiter in Richtung Molde. Hier lag der schöne Campingplatz Saltkjelsnes auf der Halbinsel Ronde am See ( 245 NOK, duschen kostenlos, WLAN am Kiosk kostenlos).


An diesem Stellplatz empfehlen sich Handbremse, 1. Gang UND Auffahrkeile.


Spieglein, Spieglein in den Seen, warum ist es hier so schön?


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